2. November 2023

Ungleiche Freunde: Wilde Begegnungen im Morgenlicht

Es war früh am Morgen, als ich mit der Kamera an der Jungpferde-Koppel meiner Nachbarin vorbeiging. Ein feiner Regen lag in der Luft, alles war ruhig, weich, fast ein bisschen träumend. Auf der Wiese standen die jungen Fjordpferde, entspannt, in sich ruhend. Und dann fiel mir Bewegung auf – klein, flink, fast unsichtbar im hohen Gras.

Zwischen den Pferden huschten mehrere Fasane hindurch. Vorsichtig, aber nicht ängstlich. Sie bewegten sich mit Bedacht, hielten Abstand – und blieben doch in der Nähe. Die Pferde störte das nicht. Kein Ausweichen, kein Unwohlsein. Als würden sie längst wissen: Die gehören hierher.

Von stiller Akzeptanz und gegenseitigem Nutzen

Ich beobachtete, wie durch die ruhigen Schritte der Pferde kleine Insekten aufgeschreckt wurden – und wie die Fasane gezielt nach ihnen suchten. Vielleicht war es reiner Zufall. Vielleicht kluge Anpassung. Aber es fühlte sich an wie ein unausgesprochenes Abkommen: Du störst mich nicht – und ich dich auch nicht.

Zwei Tiere, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Das eine schwer, ruhig, erdverbunden. Das andere leicht, wachsam, immer auf dem Sprung. Und doch passten sie für diesen Moment perfekt zusammen. Kein Konkurrenzdenken. Kein Drängen. Nur ein Miteinander auf Augenhöhe – jede:r in seinem eigenen Takt.

Tierische Botschafter

Fasane gehören zu jenen Tieren, die sich meist im Hintergrund halten – wachsam, zurückgezogen und doch voller Präsenz. In vielen Kulturen gelten sie als Zeichen für Aufmerksamkeit, Sinnlichkeit und den bewussten Umgang mit Sichtbarkeit: Wann zeige ich mich, und wann bleibe ich im Schutz des Grases? Das Pferd wiederum trägt etwas ganz anderes in sich – eine ruhige Kraft, die uns seit jeher begleitet. Es steht für Freiheit, für innere Stärke, für die Verbindung zwischen dem, was in uns wild ist, und dem, was gehalten werden will.

Dass diese beiden Tiere sich ausgerechnet an diesem verregneten Morgen so selbstverständlich den Raum teilen, war für mich mehr als eine schöne Beobachtung. Es war fast wie ein kleines Zeichen. Vielleicht liegt gerade in ihrer Unterschiedlichkeit die eigentliche Harmonie. Keines der beiden musste sich verändern, um neben dem anderen bestehen zu können. Und genau das ist eine stille Erinnerung für uns alle: Es muss nicht alles gleich sein, um miteinander zu funktionieren.

Wenn wir aufhören, andere in unsere Form zu pressen und stattdessen einfach beobachten, zuhören, Raum lassen – entsteht Verbindung. Ohne Aufwand. Ohne Zwang. Nur durch gegenseitigen Respekt.