19. Juli 2023

Forgotten Guardian: Pferdefotografie auf der Wülzburg

Es gibt Orte, die sprechen nicht laut, sondern tragen ihr Gewicht in der Stille. Die Wülzburg ist so ein Ort. Hoch über dem Land, mit ihren groben Mauern, schattigen Innenhöfen und schweren Toren, liegt dort Geschichte in dicken Schichten. Sie erzählt nicht in großen Worten, sondern in Spuren, Rissen, Stille. Früher waren Pferde hier keine Symbole für Romantik oder Freiheit, sondern stille Helfer. Sie zogen Karren, trugen Lasten, standen im Schatten der Mauern und waren doch das tragende Rückgrat des Alltags.

In ancient walls, a guardian sleeps.

Vielleicht war es genau dieser Gedanke, der mich beim Fotografieren nicht mehr losließ. Als ob Napoleon nicht einfach nur da stand, sondern für einen Moment zu einem Wächter wurde, zu einem stillen Bewahrer all der Geschichten, die in diesen Mauern schlummern. Die Verbindung zwischen dem Tier und der Architektur war für mich nicht inszeniert, sondern fühlbar. Und genau das wollte ich sichtbar machen.

Ich wollte keine inszenierte Szene, kein perfektes Set. Sondern sehen, was passiert, wenn das Tier einfach sein darf. Die Umgebung war kraftvoll genug. Das Licht hat getan, was es wollte. Und gerade das hat mir gefallen: dass nichts stark kontrolliert war. Pferdefotografie auf der Wülzburg bedeutet für mich, mit Respekt vor Ort und Tier zu arbeiten. Still zu bleiben. Den Raum wirken zu lassen. Kein Posing, keine große Geste. Nur der Moment, die Textur, der Ausdruck, der aus der Ruhe entsteht.

Ein helles Pferd steht allein im dunklen Torbogen eines mächtigen steinernen Bauwerks auf der Wülzburg.

Ursprünglich hatten wir eine ganz andere Location im Kopf – eine Ruine, verwachsen, halb vergessen. Doch gemeinsam mit Anna Archinger und Alexandra Kittler fiel die Entscheidung schließlich auf die Wülzburg. Und rückblickend war sie genau richtig. Ihre Linien, ihre Wucht, ihre Stille – sie boten alles, was wir suchten. Das Shooting war Teil eines freien Projekts, und wie immer war es inspirierend, mit anderen Fotograf:innen gemeinsam unterwegs zu sein. Unterschiedliche Blickwinkel treffen aufeinander, ergänzen sich, widersprechen sich manchmal – und bringen genau dadurch Tiefe.

„Wahre Stärke ist Inspiration, nicht Überlegenheit.“

Die Zusammenarbeit mit Anna und Alexandra war ehrlich und lehrreich. Und auch wenn jede von uns mit ihrem ganz eigenen Blick unterwegs war, haben wir uns aufeinander eingelassen. Bei Anna findest du übrigens bereits einen eigenen Blogbeitrag dazu – mit ihrer Sicht auf diesen besonderen Ort und dieses besondere Pferd.