21. Juni 2025

Litha 2025: Sommersonnenwende feiern mit Ritualen & Reflexion

Die Sommersonnenwende ist der Tag im Jahr, an dem die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Es ist der längste Tag und die kürzeste Nacht, ein Höhepunkt der Helligkeit, ein Fest des Lichts. Wir spüren die Kraft der Sonne intensiver denn je: in der Natur, in unserem Körper, im Drang, draußen zu sein, sichtbar zu werden, aufzublühen. Und doch liegt in diesem Moment auch ein stilles Wissen: Ab jetzt werden die Tage wieder kürzer. Der Zenit ist erreicht und mit ihm beginnt ganz leise die Wende.

In vielen Kulturen wird dieser Tag gefeiert. Als Litha im Jahreskreis, als Midsommar in Schweden, als Summer Solstice in der englischen Welt. Überall geht es um das Gleiche: das Leben in seiner vollen Pracht, um Fruchtbarkeit, Gemeinschaft, das Feuer, das wärmt und wandelt. Doch die Sommersonnenwende ist mehr als nur ein Sommerfest. Sie ist ein Übergang – von der hellsten Zeit in die langsame Rückkehr zur Dunkelheit. Ein Erinnern daran, dass alles zyklisch ist, dass auch Fülle vergänglich ist, dass Wachstum nicht immer linear verläuft.

Mythologie & Geschichte: Wenn das Licht fällt

In alten Mythen war die Sommersonnenwende nicht nur ein Fest des Lichts – sie war auch der Anfang seines Verfalls. Der Moment, an dem das Helle seinen höchsten Punkt erreicht hatte und sich wieder in Richtung Schatten bewegte. In der nordischen Mythologie war es der Lichtgott Baldur, der diesen Wendepunkt verkörperte. Sohn von Frigg und Odin, strahlend, gütig, unverwundbar geglaubt – bis zu jenem Tag, an dem er getötet wurde. Seine Geschichte erzählt vom Verlust des scheinbar Unbesiegbaren, vom Fall eines Lichtwesens, genau an dem Tag, an dem sein Leuchten am stärksten war.

So wie die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, nur um gleich danach langsam wieder zu sinken, so erinnert uns auch Baldurs Geschichte daran, dass selbst das Licht vergänglich ist. Dass auch Stärke ihre Zyklen hat. Dass der Punkt maximaler Kraft oft auch der Moment ist, in dem etwas Neues beginnt – leise, unter der Oberfläche, fast unmerklich. Und oft sind es genau diese Geschichten, die uns zeigen: Licht bedeutet nicht nur Glanz. Es bedeutet auch Opfer, Wandlung, Demut.

Vielleicht spüren wir genau deshalb zur Sommersonnenwende diese Mischung aus Kraft und Wehmut. Weil etwas in uns weiß, dass Licht immer auch Schatten wirft. Und dass wahre Stärke nicht darin liegt, ewig zu scheinen – sondern darin, zu wissen, wann es Zeit ist, loszulassen.

Ein Fjordpferd Fohlen steht entspannt in einer Sommerwiese, das warme Abendlicht streichelt sein Fell und betont die friedliche Stimmung der Natur

Rituale zur Sommersonnenwende: Wenn das Außen dein Inneres spiegelt

Zur Sommersonnenwende geht es nicht darum, möglichst viel zu leisten. Es geht darum, zu fühlen, was gerade da ist und es zu ehren. Es ist eine Einladung, bewusst zu leben, präsent zu sein, das Licht zu feiern und gleichzeitig den Raum für Wandel zu öffnen. Rituale helfen uns dabei, diesen Moment greifbar zu machen. Sie holen das Symbolische ins Sichtbare, das Unsichtbare ins Spürbare.

Ein kraftvolles Ritual dieser Zeit ist das Feuerzeremoniell. Schon unsere Vorfahren sprangen um das Mittsommerfeuer, trugen Kränze aus Beifuß, tanzten barfuß im Kreis, lachten, riefen, ließen los. Auch heute kannst du dir dein eigenes kleines Feuer entzünden – ob in einer Schale auf dem Balkon oder im Garten mit Freunden. Schreibe auf kleine Zettel, was du loslassen willst. Ängste, hindernde Gedanken, alte Muster, die dich davon abhalten, dein eigenes Licht zu leben. Dann gib diese Zettel ins Feuer, schau der Flamme zu, spür, wie sich das Alte verabschiedet und sprich vielleicht laut aus, was du neu entfachen möchtest.

Auch das Sammeln von Sommerkräutern ist zur Sommersonnenwende besonders kraftvoll. Beifuß, Kamille, Johanniskraut, Eisenkraut, Ringelblume – man sagt, sie tragen jetzt ihre höchste Strahlkraft in sich. Du kannst daraus Kränze flechten, kleine Räucherbündel binden oder dir einen eigenen Kräuterbuschen zusammenstellen. Früher wurde dieser getrocknet und übers Jahr hinweg als Segen und Schutz im Haus aufgehängt.

Und wenn du es ganz einfach halten möchtest: Geh hinaus. Barfuß. In die Wiese. Spür die Erde. Pflück dir ein paar Blumen. Iss eine reife Erdbeere mit allen Sinnen. Feier die Fülle, die da ist auch, wenn sie nicht laut ist. Denn letztlich sind es nicht die großen Gesten, die den Unterschied machen. Es ist das bewusste Hinsehen. Das Innehalten. Und die Bereitschaft, sich von der Natur erinnern zu lassen:

„Alles hat seine Zeit. Und jede Zeit verdient es, gewürdigt zu werden.“

Eine Gruppe Pferde läuft dynamisch einen Waldweg entlang, während Sonnenstrahlen durch die Bäume fallen und feiner Staub in der Luft tanzt – eine Szene voller Energie und Lichtmagie.
Frau lehnt mit nacktem Rücken an ihrer Stute, beide im Gegenlicht

Fragen zur Selbstreflexion:

Die Sommersonnenwende ist nicht nur ein Fest des Lichts im Außen – sie ist auch ein Spiegel. Ein Moment, der dich dazu einlädt, zurückzublicken, zu erkennen, was war und zu spüren, was bleiben darf. Es ist der halbe Punkt des Jahres. Ein stiller Schnitt, zwischen dem, was schon gewachsen ist und dem, was noch reifen will. Genau jetzt lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten – nicht, um zu urteilen, sondern um bewusst zu sehen.

Was hast du in den letzten sechs Monaten erschaffen? Nicht nur im Außen, sondern in dir. Welche Entscheidungen haben dich verändert? Welche Begegnungen haben etwas in dir berührt? Und wo hast du dich vielleicht selbst überrascht?

Vielleicht möchtest du dir einen ruhigen Moment nehmen, ein paar Kerzen anzünden oder barfuß in die Wiese setzen und dir die Fragen stellen, die diese Zeit von dir hören möchte. Nicht um etwas zu „erreichen“, sondern um dich selbst tiefer zu spüren. Um das Licht nicht nur draußen zu sehen, sondern auch in dir. Hier ein paar Fragen, die dich durch diese besondere Zeit begleiten können:

  • Was in mir leuchtet gerade und darf noch sichtbarer werden?
  • Welche meiner Wünsche haben bereits Wurzeln geschlagen, auch wenn ich sie noch nicht sehe?
  • Was will ich loslassen, weil es mir inzwischen zu eng geworden ist?
  • In welchem Lebensbereich wünsche ich mir mehr Wärme, mehr Raum, mehr Wahrheit?
  • Welche Angst oder welcher Glaubenssatz darf jetzt mit dem Feuer gehen?
  • Und was möchte ich feiern, ganz unabhängig davon, wie weit ich „bin“?

Es sind keine Fragen, die du schnell beantworten musst. Sie dürfen nachhallen. Vielleicht schreiben, vielleicht nur fühlen. Und vielleicht erkennst du beim Antworten, dass das, was du suchst, schon längst in dir liegt – nur sanft verborgen unter den Dingen, die du nun loslassen darfst.

Dein Licht, deine Zeit

Es geht nicht darum, alles richtig zu machen. Auch nicht darum, jedes Ritual perfekt umzusetzen oder jede Frage zu beantworten. Es reicht, wenn du da bist. Wenn du dir einen Moment schenkst, in dem du dich selbst spürst. Einen Atemzug, ein kleines Feuer, ein Spaziergang mit nackten Füßen. Vielleicht ein Blumenstrauß, den du dir selbst pflückst. Vielleicht ein Foto, das dich so zeigt, wie du dich heute fühlst.

Diese Zeit im Jahr ist ein Geschenk, nicht, weil sie laut ist, sondern weil sie dich erinnern will: an das, was in dir brennt. An das, was gewachsen ist. An das, was du loslassen darfst, um wieder mehr du zu sein.

Wenn du spürst, dass dich diese Zeilen berührt haben – wenn du Lust hast, dein Licht sichtbar zu machen, in Bildern, in Worten, in einem kleinen Ritual für dich selbst – dann bist du herzlich eingeladen, dich bei mir zu melden. Ich begleite dich gern. Still, echt und mit Blick für das, was oft übersehen wird.

Ein Pferd steht als dunkle Silhouette am Rand eines Sees, während die aufgehende Sonne den Himmel in warme Farben taucht – Ruhe, Magie und Morgennebel vereint in einem Bild.